Die Kondensationstemperatur wird als Taupunkttemperatur bezeichnet. Dieser Taupunktpunkt bildet sich besonders an
Wärmebrücken, in schlecht belüfteten oder belüftbaren Räumen sowie bei unzulässigem Raumluftverbund. Dies ist so in der einschlägigen
Literatur nachzulesen, aber nur einen Teil der Wahrheit. Allgemein gilt, dass eine Absenkung der Temperatur zu einer Erhöhung der
relativen Feuchte und eine Temperaturerhöhung zu einem Absenken der Feuchte führen. Aus Erfahrung kann es zu Problemen führen, wenn
zwischen der wärmsten und kältesten Stelle der Raumoberfläche eine Temperaturdifferenz von mehr als fünf bis sechs Grad besteht. Die
kalte Stelle ist dann häufig anfällig für einen Schimmelbefall, auch wenn dieser zuerst vielleicht nicht sichtbar ist. Die Abhängigkeit
der Temperatur von der absoluten Luftfeuchte ist kein linearer Zusammenhang. Es handelt sich vielmehr um hyperbelartige Kurven. Deshalb
sollte als Eintrag von Feuchtigkeit das Lüften zur falschen Tages- und Jahreszeit für die Schimmelpilzbildung nicht außer Acht gelassen
werden. Im Bezug auf die Luftfeuchte in Innenräumen wird in der Literatur als Kriterium zur Schimmelpilzbildung eine Grenze von 80 %
relative Luftfeuchtigkeit angegeben. Dies ist so unvollständig und auch unrichtig. Bereits ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 %
füllen sich Kapillare ab einem Durchmesser von fünf Nanometer mit Wasser. Dies kann bereits bei einer normalen Raumklimafeuchte entstehen
(Kapillarkondensation). Entstehen kann diese bereits bei sehr geringen Temperaturdefiziten der Außenwandoberflächen gegenüber der
Raumlufttemperatur (beispielsweise bei 20 °C und 55 % r.F. Raumklimawert und 15,5 °C Oberflächentemperatur). Die Kapillarkondensation ist
ein unsichtbarer ständiger Niederschlag in den feinen Oberflächenporen.
Es ist dieses freie Wasser, das für eine Besiedlung oder Oberflächen mit Schimmelpilzen notwendig ist. Die Oberflächen müssen also nicht
fühl- und messbar feucht sein, um ein Schimmelpilzwachstum auszulösen. Da die Dampfdiffusion stets zum trockneren Bereich hin erfolgt,
ist dies im Winter von innen nach außen und im Sommer geht sie in die umgekehrte Richtung (von außen nach innen). So ist es nicht weiter
verwunderlich, wenn durch (Dauer-) Lüftung während der Tagstunden insbesondere im Sommer bzw. warmen Herbst viel Feuchtigkeit auf die
Innenoberflächen gelangt. Das Resultat dieser Lüftung lässt sich dann häufig im Winter beobachten. Als Ursachen für Schimmelpilzwachstum
in der Konstruktion kommt Tauwasserbildung, Wärmebrücken, Neubaufeuchte, aber auch mangelnde Lüftungsmöglichkeiten (innen liegende Bäder
oder auch Lüftungsanlagen) in Frage. Fehler bei der Heizungsplanung und Ausführung liegen häufig vor, ohne dass diesen Bereichen
entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Undichtigkeiten in der Gebäudehülle und Baufeuchte in der Konstruktion können ebenfalls zu
Problemen führen. Raumnutzungsursachen liegen häufig an einem unzulässigen Raumluftverbund, einer falschen Anordnung der Möbel an
Außenwänden sowie einer falschen Raumbelegung. Außerdem kann es zu einer erhöhten Feuchteproduktion im Innenraum kommen, die durch falsches
Lüften und Heizen noch verstärkt werden. Verdachtsbereiche sind Schlaf- und Kinderzimmer, Räume mit schlechten Lüftungsmöglichkeiten,
innen liegende Nassbereiche, dampfdichte Außenwandkonstruktionen sowie Innendämmungen. An ungedämmten, kühlen Rohrleitungen und falsch
gewarteten oder ungünstig dimensionierten Lüftungsanlagen können Probleme entstehen. Insbesondere Lüftungsanlagen können sehr schnell von
Mikroorganismen bewachsen werden. Durch den Einsatz von Wellrohren ist eine Besiedlungsunterlage bereits mit eingebaut worden. Dies wird
durch glattwandige Materialien nicht unbedingt unterbunden. Verdachtsbereiche sind weiterhin Möbel dicht an der Außenwand,
Außenwandeckbereiche, Vorhäge an Außenwänden, neue, dichte Fenster und Dauerlüftung in Form der Kipplüftung. Was bei all diesen o.g.
Fundstellen für Schimmelpilzwachstum außer Acht bleibt, ist die Art der Wärmeverteilung im Raum. Sie spielt - anders als in der meisten
Literatur dargestellt - bei der Schimmelpilzentstehung eine nicht untergeordnete Rolle. Hierbei ist entscheidend, ob es sich bei dem
Heizungssystem um eine Konvektionsheizung oder um eine Strahlungsheizung handelt.
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Zu Verordnungen und Vorgaben
Die Biostoff-Verordnung (BioStoffV) ist bei der Schimmelpilzbeseitigung gesetzlich einzuhalten. Die BioStoffV umfasst alle Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen und Tätigkeit im Gefährdungsbereich biologischer Arbeitsstoffe. Weiterhin . . . hier zu Verordnungen und Vorgaben weiterlesen
Zu unkontrollierte Anwendung der Energieeinsparverordnung
Die unkontrollierte Anwendung der Energieeinsparverordnung (EnEV) ist häufig mit dafür verantwortlich, dass Schäden – insbesondere an Altbauten – entstehen. Die Schäden und damit die finanziellen Auswirkungen könnten durch konsequente . . . hier zu unkontrollierte Anwendung der Energieeinsparverordnung weiterlesen
Zu Schimmelbildung verhindern
Um Schimmelpilzbefall zu unterbinden, muss der Wärmeverteilung größere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Gleichzeitig sind – insbesondere zur Energieeinsparung – weitere flankierende Schritte sinnvoll. Die Konvektionsheizung (Konvektoren, Radiatoren) erzeugt warme Raumluft, aber kühlere Raumoberflächen. Da die . . . hier zu Schimmelbildung verhindern weiterlesen
Zu Wachstumsvoraussetzung für Schimmelpilze
Unbedingte Wachstumsvoraussetzung für Schimmelpilze ist Feuchtigkeit. Ohne Feuchte ist ein Schimmelpilzwachstum nicht möglich. Organische Nährstoffe wie Staub sind aber als Nahrung ausreichend. Außerdem benötigen Schimmelpilze noch Stickstoff und . . . hier zu Wachstumsvoraussetzung für Schimmelpilze weiterlesen
Schimmelsachverständiger für folgende Städte in Deutschland verfügbar: